Junge ohne Namen - Rezension

Bild- und Textquelle:
Fischer Verlag
Kurz und knapp:
Titel: Junge ohne Namen
Autor: Steve Tasane
Übersetzt von: Henning Ahrens
Verlag: Fischer
Genre: Kinder-/Jugendbuch
Seitenzahl: 144
Kurzmeinung: Ein kurzweiliges, aber sehr aktuelles und bedeutsames Buch mit tiefen Eindrücken und Gedanken, welches ich unbedingt empfehlen kann.
Herzen: 5/5




Inhaltsangabe:
Im Flüchtlingslager werden die Kinder nach Buchstaben benannt- A, I, O, L... Sie können nicht nachweisen, wer sie sind und wie sie richtig heißen, und bekommen somit einen neuen Namen. Oder eben Buchstaben. So auch Kind I. Er ist ein zehnjähriger, unbegleiteter Flüchtling, einer von den Kindern, die es am schwersten haben. Zusammen mit seinen Begleitern- ebenfalls Minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge- schlägt er sich durch den Lageralltag und erzählt uns von seinem Leben dort. Ohne Eltern, in Angst vor Hunger, Wachen und davor, zu vergessen. Zu vergessen, wie sein Zuhause, seine Familie und Freunde waren. Zu vergessen, wer er war.

Cover:
Ein wirklich außergewöhnliches Cover, wie man schon auf einen Blick erkennen kann. Die Seite eins beginnt hier direkt auf dem Cover und wird auch auf dessen Rückseite weitergeführt, sodass man schon beim alleinigen Betrachten des Buches in gewisser Weise mit dem Lesen begonnen hat und direkt mit eingebunden wird. Der Einband besteht aus pappeartigem Material, was gut zum Inhalt passt und an ein Tagebuch oder "Lebensbuch" erinnert, wie es im Buch oft erwähnt wird.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr leicht- passend zum Alter des Erzählers- und wirkt trotzdem tiefgründig und emotional, obwohl der Autor Geschehnisse zum Teil sehr trocken wiedergibt. Diese angenehme Art des Schreibens hat mir einen guten Einstieg ermöglicht und ich bin dank der emotional aufwühlenden Story sofort im Buch drin gewesen. Dei Kürze des Buches macht es meiner Meinung nach nur noch lesenswerter.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist eines dieser Bücher, bei denen ich nicht einmal den Klappentext lesen musste, um zu wissen, dass es mir gefallen würde. Das außergewöhnliche Cover hat mich sofort angesprochen, sodass ich den Inhalt erst nach dem Kauf gelesen habe. Mir war allerdings von Anfang an klar, dass es wohl ein aktuelles und ernstes Thema behandeln würde, und da mir "Davor und Danach" von Nicky Singer ebenfalls sehr gut gefallen hat, konnte ich das Buch guten Gewissens- ohne irgendeine Ahnung von der Story zu haben- kaufen. Und so wurde ich auch nicht enttäuscht.
Die Hauptperson und gleichzeitig der Erzähler ist Kind I, ein zehnjähriger Junge ohne Familie, Papiere und Zuhause. Auf der Flucht ist er in ein Lager gelangt und traf dort andere Kinder, die mit der Zeit seine Begleiter und Freunde geworden sind. Sie teilen sich eine Hütte, suchen zusammen Essen, spielen zusammen, hungern zusammen. Sie alle- Kind I, E, L, V, O...- können für jedes unbegleitete Kind stehen, dass auf unserer Welt Tag für Tag in Angst vor Hunger, Wachen und dem Alleinsein lebt. Jenes hat der Autor mit seiner Geschichte sehr gut und emotional dargestellt und mich damit sehr nachdenklich gemacht. Der zum Teil sehr nüchterne Schreibstil trägt keinesfalls dazu bei, dass man sich nicht in die Charaktere hineinversetzen kann. Im Gegenteil, durch dass alleinige Nutzen von Buchstaben statt Namen wurde mir die ganze Situation nur noch deutlicher und erschreckender bewusst. Dass das Buch wahre Geschichten erzählt, wie im Nachwort erwähnt wird, weckt den Leser noch mehr auf und lässt ihn über all das Leid auf unserer Welt nachdenken. Über die Vorgeschichte der Kinder im Lager, wo es sich befindet und wie sie dort hingelangt sind, erfährt man eher wenig. Durch den Erzählerstil des zehnjährigen Jungen, der ohne groß nachzudenken kleineren Kindern sein Essen gibt und sich dank der Flucht für sie verantwortlich fühlt, baut man eine große Nähe zu den Charakteren auf und versetzt sich in ihre Lage. Er schildert sein Leben im Lager sehr reell und nüchtern, was sehr authentisch wirkt, gleichzeitig spürt man jedoch die Freundschaft, die ihn und seine Begleitern verbindet.
Das Buch lässt dem Leser viel Platz für eigene Interpretationen, angefangen bei den Namen der Kinder bis hin zu Spielzeug und Ausdrucksweise. Mir hat das sehr gut gefallen, da es dem Buch eine noch tiefere Bedeutung gibt und man als Leser viel Freiraum hat, die Story zu deuten und nach seinen  persönlichen Ansichten zu verstehen.
Insgesamt wirkt das Buch fast wachrüttelnd und stimmt den Leser lange Zeit sehr nachdenklich und Ernst. Das Schicksal dieser Kinder ist sehr berührend und man kann sich schnell in sie hineinversetzen. Die Hoffnung, die sie nie aufgegeben haben, hat uns das gesamte Buch über begleitet und zeigt einem die Vergangenheit und die Zukunft.

Fazit:
Ein sehr animierendes, berührendes und nachdenkliches Buch, welches ganz simpel geschrieben ist, jedoch trotzdem voller Tiefgang und Emotionalität steckt. Kann ich jedem empfehlen, der nach einem kurzweiligem, aber sehr reellem Buch sucht, das dazu auch noch hochaktuell ist.


Der Verlag: https://www.fischerverlage.de/

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