Dear Martin - Rezension

Bild- und Textquelle:
Rohwolt Verlag
Kurz und knapp:
Titel: Dear Martin
Autorin: Nic Stone
Übersetzt von: Karsten Singelmann
Verlag: Rohwolt Taschenbuch
Genre: Young Adult, Contemporary
Seitenzahl: 256
Kurzmeinung: Eine ernste, realistische und aktuelle Geschichte, die dem Leser sehr nahe geht. Stimmt sehr nachdenklich und führt dazu, über das aktuelle Geschehen auf der Welt nachzudenken.
Herzen: 5/5



Inhaltsangabe:
Justyce McAllister ist ein fleißiger und zielstrebiger Schüler, hat seinen Studienplatz in Yale schon so gut wie sicher und große Ziele für sein Leben. Doch all das interessiert den Polizisten, der ihn eines Abends festnimmt, nicht. Der Grund dafür: Justyce ist schwarz. Seine Verhaftung öffnet ihm gewissermaßen die Augen, und er nimmt zum ersten Mal den Rassismus in seinem Leben wahr, den er zuvor nicht bemerkt hat oder unterbewusst nicht sehen und hören wollte. Er beginnt, seinem Vorbild Martin Luther King Briefe zu schreiben, um den Rassismus besser zu verstehen, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und sich darüber klar zu werden, wie Martin Luther King gelebt hat.

Cover:
Das schlichte und trotzdem auffällige Cover hat mich von Anfang an angesprochen, denn die Schriftart und der abgebildete Junge stechen heraus und passen gut zum Inhalt. Die Meinungen anderer Autoren lassen die Vorfreude auf das Buch noch mehr wachsen, auch wenn sie nicht unbedingt vorne auf dem Cover hätten stehen müssen.

Schreibstil:
Ich bin von Anfang an total in der Geschichte drin gewesen, denn dank des leichten, zugleich aber auch ernsten und tiefgründigen Schreibstils, bin ich schnell in einen Lesefluss verfallen und habe das Buch in knapp zweieinhalb Stunden durchgelesen. Die Briefe an Martin Luther King, Zeitungsausschnitte oder einfach Dialoge bringen viel Abwechslung in das Buch und machen es quasi unmöglich, es langweilig zu finden.

Meine Meinung:
Ich muss sagen, dass ich das Buch das erste Mal kurz nach dem deutschen Erscheinungstermin gelesen habe (also vor knapp einem Jahr), und es mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist. Es gibt Bücher, die liest man, und vergisst den Inhalt nach wenigen Tagen wieder, und dann gibt es Bücher, die einem zum Nachdenken, Diskutieren und Bewegen anregen und die man einfach nicht vergessen kann. Aufgrund einer Diskussion, die ich vor wenigen Tagen mitangehört habe, fühlte ich mich an dieses Buch erinnert und gleich dazu animiert, es nochmal zu lesen, da es mir schon damals sehr gut gefallen hat. In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass wirklich sehr verschiedene Bücher in meinem Regal ihren Platz finden, zum einen kitschige und leichte Teenieromanzen, zum anderen aber Bücher wie dieses. Bücher, die den Horizont erweitern, einen über die Welt, das Leben und das aktuelle Geschehen nachdenken lassen und die ernste und wichtige Themen behandeln. Ich würde glatt behaupten, dass "Dear Martin" ziemlich gut als Schullektüre geeignet ist, denn natürlich werden aktuelle und wichtige Themen behandelt, aber einzelne Szenen können auch intensiv diskutiert und beleuchtet werden, sodass man ins Gespräch kommt und seinen Horizont erweitern kann.

Der Protagonist und Erzähler ist Justyce, den ich von Anfang an sympathisch fand. Nic Stones Schreibstil passt sich gut seiner zum Teil jugendlichen, gleichzeitig aber auch ernsten und nachdenklichen Denkweise an und man fühlt sich ihm von Anfang an sehr verbunden. Durch seine Briefe an Martin Luther King wird er einem noch näher und man versteht besser, wie und warum er etwas verändern und bewegen will. Seine zum Teil sehr deutlich werdende regelrechte Verzweiflung ließ mich schnell ähnlich fühlen und darüber nachdenken, in welchen Situationen Bekannte von mir ähnliches erleben mussten. Besonders berührend und Augen-öffnend fand ich, wie gut dieses Buch beschrieben hat, wie leicht in ganz normalen Alltagssituationen Rassismus zur Sprache kommen kann. Einzelne Sprüche haben mir schnell gezeigt, dass einige Menschen wohl doch nicht so aufgeschlossen sind, wie man zu Beginn dachte, und das man aufstehen muss, etwas tun muss, um so etwas zu verhindern. Denn es wird immer Menschen geben, die dich nicht akzeptieren und für etwas bestrafen, weil sie der Meinung sind, es sei nicht "normal". Dieses Buch hat mir ein weiteres Mal die Augen geöffnet und gezeigt, dass auch im 21. Jahrhundert noch Rassismus existiert, wie erschreckend real er immer noch ist.
Ich muss sagen, dass dieses wichtige Thema sehr gut untergebracht wurde, und sogar noch andere Themen wie Liebe nicht zu kurz kamen, was das ganze nur noch realer gemacht hat. Viele der Charaktere haben im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durchgemacht, die sehr authentisch wirkte und sehr gut zur Gesamtstory passte. Ebenfalls sehr passend fand ich die zum Teil sehr lockere und jugendliche Ausdrucksweise, die einem nur noch einmal darlegt, dass wir es hier mit einem jungen Erwachsenen zu tun haben, der das Gefühl hat, etwas verändern zu müssen, zu können, zu wollen.

Fazit:
Ein reelles, aktuelles und berührendes Buch, das ich nur jedem empfehlen kann. Regt zum Nachdenken an und löst viele Emotionen aus. Dank tollem, abwechslungsreichen, lockerem und zugleich ernstem Schreibstil leicht und schnell zu lesen und führt dazu, sich näher mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen.


Der Rohwolt Taschenbuchverlag: https://www.rowohlt.de/

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