Davor und Danach - Rezension

Bild- und Textquelle:
Dressler Verlag
Kurz und knapp:
Titel: Davor und Danach
Autorin: Nicky Singer
Übersetzt von: Birgit Salzmann
Verlag: Dressler
Genre: Dystopie
Seitenzahl: 384
Kurzmeinung: Schon lange habe ich kein so reelles und berührendes Buch mehr gelesen, welches dazu auch noch brandaktuell und super wichtig ist.
Herzen: 5/5




Inhaltsangabe:
Seit alle wissen, dass es zu viele Menschen auf der Erde gibt, diese viel zu heiß ist und man nur noch im Norden eine Chance aufs Weiterleben hat, ziehen viele Menschen fort und versuchen, durch Flucht in kältere Länder zu gelangen, auch wenn alle wissen, dass der Norden das auf Dauer nicht wird halten können. Zu diesen Menschen zählt auch Mhairi, die außer ihrer Pistole und ihren Papieren nichts mehr besitzt und der es nur ums Überleben geht. Mit ihren Papieren wird sie es über die Grenze nach Schottland und somit zu ihrer Großmutter schaffen- hoffentlich. Bis sie einem sehr schweigsamen, kleinen Jungen begegnet, der ihr auf Schritt und Tritt folgt und sie nicht mehr aus den Augen lässt. Schon bald muss Mhairi sich fragen, ob Überleben wirklich das Wichtigste ist...

Cover:
Bis jetzt gehört dieses Cover für mich zu den schönsten, die ich dieses Jahr betrachten durfte! Die Farbauswahl finde ich sehr interessant und Mhairi und der Junge auf schwarzem Hintergrund wirken dank der goldenen Farbe und dem Glitzer sehr geheimnisvoll und mystisch. Die Idee, dem Buch sozusagen zwei Cover zu geben, finde ich sehr ausgefallen und passend, da das eine zu dem Davor, das andere zu dem Danach gehört.

Schreibstil:
Ich persönlich finde den Schreibstil super angenehm und entspannt zu lesen, da die Kapitel und Sätze häufig sehr kurz sind und dadurch keine Unverständlichkeiten auftreten. Das häufige Fehlen von tiefen Emotionen hat mich nicht gestört, denn dadurch zeigt das Buch noch einmal reeller, zu was die Welt und Menschen dank Klimawandel, Überbevölkerung und dem daher kommenden Hunger geworden sind, wie kalt und hart sie teilweise denken und handeln. Dass die Sätze teilweise unterbrochen wurden und aus diesem Grund abgehackt wirken, hat mich ebenfalls nicht gestört und den Lesefluss meiner Meinung nach auch nicht beeinflusst.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist eines dieser Bücher, über die man auch nach dem Lesen noch lange nachdenkt und einfach nicht von gewissen Themen loskommt, da sie einen so sehr beschäftigen und nicht mehr aus dem Kopf gehen. Viele der angesprochenen politischen Themen wie Flüchtlingsströme, Hunger oder Überbevölkerungen sind hochaktuell und regen dadurch noch mehr zum Nachdenken an, da dieses Buch dem Leser sehr hart und emotionslos die möglichen Folgen dieser Probleme darlegt und zeigt, wie wichtig es ist, sie in den Griff zu bekommen und sich dafür einzusetzen und zu kämpfen. Für mich war das Lesen dieses Buches gleichwohl beängstigend sowie Augen-Öffnend und ich kann keine anderen Worte finden als "Wow"!
Das Buch ist aus der Ich -Perspektive der vierzehnjährigen Mhairi geschrieben, die- wie viele andere Menschen auch- nach Norden unterwegs ist und dank ihrer zum Glück noch vorhandenen Papiere hoffentlich nach Schottland über die Grenze gelassen wird, die auch ihr Ziel ist. Es geht hauptsächlich um ihre Reise und den Weg, den sie geht und weniger um die Frage, wie die Welt diesen Zustand erreicht hat oder im Allgemeinen die Vergangenheit der Erde. Da man als Leser in Mhairis Kopf sitzt, ist sie einem sehr nah, gleichzeitig aber auch sehr fern und unverständlich, da sie häufig sehr gefühlskalt und brutal handelt und denkt. Schnell merkt man aber, dass diese Emotionslosigkeit wohl von den Dingen kommt, die sie auf ihrer Reise erlebt hat und die sie so zu verarbeiten versucht und nicht zu nah an sich heranlassen will. Die Wandlung, die Mhairi das Buch über langsam macht, fand ich sehr schön mitzuerleben, denn sie wirkte sehr authentisch und nicht zum spannender-machen des Buches herbeigezogen. Auch den Punkt, dass man mit jedem Kapitel Neues erfährt und einige Dinge erst spät aufgedeckt werden, fand ich eine schöne und passende Idee, da somit die Spannung gehalten wurde und man als Leser durchgehend aufmerksam war. Mhairis anfängliche Abblockungen an Erinnerungen der Vergangenheit mit dem Wort "Festung" fand ich ebenfalls ein gutes Mittel, um den Leser am Ball zu halten und es nicht langweilig werden zu lassen.
Wir lernen im Buch zwar einige Charaktere kennen, wirklich gut aber keinen von diesen, da der Schreibstil häufig distanziert ist und man somit keine wirkliche Bindung aufbauen kann. Allerdings habe ich in gewisser Weise trotzdem so etwas wie einen Bezug oder ein Verhältnis zu Mhairi und dem Jungen aufgebaut, auch wenn er sogar noch schwerer als sie zu verstehen war, da er nicht spricht und somit nur durch Mhairis Augen zu beobachten ist.
Ich denke, fast jeder Leser hat eine etwas andere Story erwartet als man sie am Ende zu lesen bekommen hat, aber mir persönlich hat genau dieser Punkt super gut gefallen, da ich niemals wusste, was noch auf mich zukommen wird. Die vielen Wendungen, die das Buch im Laufe der Geschichte genommen hat, hätte ich ebenfalls niemals erwartet und eigentlich denkt man aufgrund dieser Aussage, dass das Buch durchgehend spannend und aufwühlend ist. Ich würde fast sagen, dass das Gegenteil der Fall ist. Der Schreibstil erzeugt zum Teil fast eine Ruhe, nicht unbedingt eine entspannende, aber trotzdem nicht so, dass dir auch als Leser das Herz bis zum Hals schlägt.

Fazit:
Ein Buch, dass ich allen Bücherliebhabern ab ca. 14 Jahren wärmstens empfehlen kann, und das auch, wenn ihr politikbezogene Bücher normalerweise nicht mögt, denn hier geht es um so viel mehr. Die aufkommende Bindung zwischen Mhairi und dem Jungen, die Wut und Fragen, das Überleben. Und seien wir mal ehrlich: Allein schon aufrund des Covers hat das Buch einige Pluspunkte verdient.



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